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(GA) - Fast 690 Millionen Urlauber reisten 2001 um den Globus, wie die Welttourismusorganisation zählte. Die Massenbewegung im Zeichen von Erholung und Abenteuer produziert jedes Jahr aufs Neue Verkehr, Treibhausgase und Müll. Und auch auf die soziale Lage in den Ferien- Regionen wirkt die Reisewirtschaft ein. Sie bringt Devisen ins Land, und Einheimische finden Arbeit - wenn auch häufig nur schlecht bezahlte Jobs. Oft steigen Preise für Bauland und Lebensmittel, wenn die Urlauber kommen. Sanften Tourismus in Reinform könne es allerdings nicht geben, sagt der Wilhelmshavener Tourismuswissenschaftler Torsten Kirstges. «Das bedeutete gar keinen Tourismus, da jede Reisetätigkeit in irgendeiner Form die Umwelt beeinträchtigt.» Dass Reisen mehr die Umwelt schonen soll, hat die Branche aber vielfach erkannt. Doch gerade in der Konjunkturflaute zählten billige Preise mehr als natur- und sozialverträglicher Urlaub, warnen Kritiker angesichts des weltweiten «Jahres des Ökotourismus». Bettenburgen mit maroden Kläranlagen und zerstörte Landschaften: Auf die schöne heile Urlaubswelt fällt noch immer der Schatten von Umweltschäden. Zwar achten Veranstalter, Hoteliers und Fluggesellschaften inzwischen stärker darauf, idyllische Feriengebiete zu schonen. Sie lassen sich bessere Umwelt- Standards auch etwas kosten. Die Regierung der spanischen Ferieninsel Mallorca, für viele Symbol des billigen Massentourismus, setzt jetzt auf den Erhalt der Natur und plant eine Ökosteuer. Hotels an Urlauberstränden trennen Müll. In Katalogen mit Altpapieranteil informieren Veranstalter wie TUI oder Neckermann über Umweltkriterien für Unterkünfte, Energiespartipps und respektvollen Umgang mit Einheimischen. «Die Tourismusbranche ist voll auf Ökologie abgefahren», urteilt der Zukunftsforscher Rolf Homann in einer Studie. Zumindest in Werbung und Marketing spiele sie eine immer wichtigere Rolle. Häufig komme das Bewusstsein dafür in Feriengebieten aber erst auf, wenn Strände so stark verschmutzt seien, dass Urlauber nicht mehr baden könnten. Auch beim «Forum anders reisen», einem Verband von 80 Anbietern nachhaltiger Touren, heißt es skeptisch, tief greifend gebessert habe sich in dieser Frage in der Branche kaum etwas. «Beim Schlagwort Ökotourismus gibt es viele Trittbrettfahrer. Es ist ja nicht einfach Urlaub in der Natur, egal, was man dort macht», sagt Geschäftsführer Roland Streicher. Pauschalreisen seien in der Umweltverträglichkeit oft besser als ihr Ruf, gibt Tourismusforscher Kirstges zu bedenken. So würden die Reiseströme in engen Bahnen kanalisiert, während auch individuell reisende Touristen Umweltsünden begingen. Was umweltverträglicher Urlaub bedeutet, wollen die Veranstalter den Kunden mit Kriterien veranschaulichen. So sind bei Anbietern des «forums anders reisen» Flüge erst ab 700 Kilometern zulässig. Die Gastronomie soll regionale Speisen verwenden. Generell tabu sind Rundflüge mit Motormaschinen oder Motorradreisen. Als Aktivitäten angeboten werden stattdessen Gleitschirmfliegen in Marokko oder New York per Rad. Umweltbewusster Urlaub bedeute nicht Verzicht auf Erlebnis und Genuss, wirbt auch Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne). Der Ökotourismus müsse heraus «aus der Nische für Oberstudienräte». Sein Haus fördert deshalb die Marke «Viabono», mit der das Wirrwarr der Gütesiegel beseitigt werden soll. 60 Hotels und Gemeinden haben sich bisher auf Standards verpflichtet, bis Mitte nächsten Jahres sollen es 1000 Lizenznehmer sein. April 02 |
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