Arbeit mit
Menschen statt Medikamenten
Griechische
Krankenpfleger informierten sich
Beeindruckt von der
therapeutischen Vielfalt zeigten sich die griechischen
Krankenpfleger.
Bild: wita / Paul Müller
Vom
16.05.2003
aja. - In Griechenland sei man gegenüber Deutschland "um
100 Jahre zurück", was die Betreuung behinderter Menschen
angehe. Dies war von einer Delegation griechischer
Krankenpfleger zu erfahren, die in dieser Woche verschiedene
Einrichtungen des kirchlichen Trägers EVIM (Evangelischer
Verein für Innere Mission) besuchte. Über das griechische
Gesundheitsministerium, die Universität Athen und persönliche
Kontakte war der Besuch der zehn Männer und Frauen zustande
gekommen, die alle in einer psychiatrischen Klinik auf Kreta
arbeiten.
Eine
Station war das Wohnpflegehaus in der Pfitznerstraße 9, in dem
sie von Leiter Uwe Hintze begrüßt wurden. Er stellte ihnen das
Haus vor, das 26 Plätze für Behinderte bereit hält, die mit
Personen zwischen 19 und 61 Jahren voll belegt sind. Die Griechen
interessierten sich besonders für die therapeutische Vielfalt,
die hier und in den anderen Einrichtungen angeboten wird. Bei
ihnen, so war zu hören, würden die Patienten in der Hauptsache
mit Medikamenten behandelt, während die vielseitigen Therapiemöglichkeiten
in Deutschland viel mehr den Menschen mit seiner individuellen
Behinderung und Verfassung in den Mittelpunkt stelle. Tanz- und
Musiktherapie, Krankengymnastik, Ergotherapie - alle diese Maßnahmen
sind in Griechenland weitgehend unbekannt. Wobei es nicht einmal
am Geld fehle - das System sei einfach nicht so ausgelegt,
berichten die Teilnehmer der Delegation.
Dass
den 26 Plätzen im Wohnpflegehaus fast 60 Mitarbeiter gegenüberstehen,
erstaunte sie ebenfalls. Langsam erst beginne sich in ihrem
Heimatland die Haltung zu etablieren, dass die psychiatrische
Behandlung mehr als nur Medikamente umfassen muss. Die Patienten,
meinten sie, seien in Deutschland viel besser versorgt, die
Mitarbeiter viel stärker motiviert, sie begegneten den Kranken
mit Respekt und persönlichem Engagement.
So
nahmen die Gäste von ihrem einwöchigen Besuch, der auch noch die
Stationen Alzheimer-Tagesstätte, Lindenhaus (Wohnheim für
psychisch Kranke), Reha-Werkstätten Im Rad, Psychosoziales
Zentrum, Schlocker-Stiftung Hattersheim und andere umfasste,
wichtige Anregungen und Impulse mit. Und weitere Besuche und
Gegenbesuche werden nicht ausgeschlossen