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Türkischer Minister auf schwieriger Mission
in Athen Yilmaz spricht mit den Griechen über „Beitrittspartnerschaft“ zur EU Brüssel hat hohe Erwartungen an Ankara Türkisch-griechische Kontakte auf hoher Ebene sind immer eine sensible Angelegenheit, doch der Besuch Yilmaz’ wird durch die jüngsten Ereignisse im bilateralen Verhältnis noch schwieriger. Erst vor zehn Tagen gerieten sich die beiden NATO-Partner mitten in einem Militärmanöver der Allianz wegen Gebietsstreitigkeiten in der Ägäis in die Haare. Griechenland zog deshalb sogar seine Soldaten aus der Übung zurück, die eigentlich als Ausdruck der neuen Partnerschaft zwischen beiden Ländern gedacht war. Die Außenminister Ismail Cem und Georges Papandreou vereinbarten inzwischen zwar Gespräche über vertrauensbildende Maßnahmen, doch der türkisch-griechische Haussegen hängt immer noch schief. Die Euphorie in den Beziehungen, die durch die spontanen Hilfsaktionen von Türken und Griechen nach den Erdbeben des vergangenen Jahres ausgelöst wurde, ist jedenfalls dahin. In dieser Atmosphäre der Ernüchterung auf beiden Seiten muss Yilmaz versuchen, den Griechen die Grundsätze türkischer EU-Politik nahe zu bringen. Dabei geht es besonders um die "Beitrittspartnerschaft" für die Türkei, die die Union am 8. November vorlegen will. In diesem Dokument will die EU auflisten, welche Reformen die Beitrittsbewerberin Türkei verwirklichen muss, bevor Gespräche über eine Aufnahme Ankaras beginnen können. Nach Angaben türkischer Regierungspolitiker ist es Ankara in den Vorgesprächen mit Brüssel weitgehend gelungen, aus türkischer Sicht Unliebsames aus der "Beitrittspartnerschaft" herauszuhalten. So soll der Begriff "Kurdenkonflikt" ebenso wenig in dem Papier auftauchen wie eine Forderung nach Beilegung des türkisch-griechischen Gebietsstreites in der Ägäis oder das Zypern-Problem. Aber noch ist die "Beitrittspartnerschaft" nicht veröffentlicht;
Ankara hat also Grund, vorsichtig zu sein. EU- Erweiterungskommissar Günter
Verheugen sprach vor kurzem von den "teilweise sehr hohen Erwartungen der
Mitgliedstaaten" an Ankara. Verheugen nannte zwar keine Namen, doch es
liegt nahe, dass besonders Griechenland versuchen könnte, mit Hilfe des
EU-Papiers Druck auf die Türkei zu machen. Yilmaz wird daher in Athen die
Position vertreten, dass realistische Anforderungen an seine Regierung für alle
Beteiligten besser sind als hochgeschraubte Ansprüche, die von der Türkei
nicht erfüllt werden können. In Athen stehen Yilmaz also schwierige Gespräche
bevor; da ist es gut, dass er zumindest keine Verständigungsprobleme mit dem
griechischen Premier Simitis haben dürfte: Beide Politiker sprechen sehr gut
Deutsch.
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